26. September 2022
Weitere Wege im Bereich Philanthropie
Magdalena Walz Professor for Life Sciences, Peter Jonas, und der ISTA-Präsident Tom Henzinger, im Gespräch zur ersten ISTA-Widmungsprofessur
Peter Jonas, Sie sind der erste ISTA-Professor, der eine Widmungsprofessur, die „Magdalena Walz Professor for Life Sciences“, innehat. Was sagen Sie dazu?
Peter Jonas: Ich freue mich sehr und sehe es als eine große Anerkennung meiner wissenschaftlichen Leistungen und meiner harten Arbeit für ISTA. Besonders geehrt fühle ich mich durch die Tatsache, dass dies die erste ISTA-Widmungsprofessur ist. Ich muss zugeben, dass ich gerne der Erste bin, besonders in der Forschung, aber auch darüber hinaus.
Tom Henzinger: Du warst auch der erste Senior Professor, den ich persönlich am ISTA eingestellt habe. Der große Erfolg unseres Instituts ist auch ganz stark dein Verdienst: Denn durch dich wurde das ISTA mit einem Schlag in den Neurowissenschaften bekannt, das war ganz wesentlich für die Entwicklung unseres Institutes.
Peter Jonas: Vielen Dank, Tom. Ja, ich war einer der ersten Professoren am Institut und der erste Professor für Neurowissenschaften. Ich kam 2010, als das ISTA gerade ein Jahr alt war und das Bertalanffy Foundation Gebäude noch eine Baustelle war. Damals war es natürlich ein hohes Risiko, sich einer Forschungseinrichtung anzuschließen, die sehr ehrgeizige Pläne hatte, aber weltweit völlig unbekannt war. Ich kam von der Universität Freiburg, war dort Department Head und hatte eine gut dotierte Forschungsgruppe. Aber ehrlich gesagt, war ich von der Idee des ISTA von Anfang an überzeugt! Die Idee, ein weltweit führendes Forschungsinstitut aus dem Boden zu stampfen, war faszinierend. Die Aufbruchsstimmung im Jahr 2010 war großartig, und es gab kluge Leute mit großartigen Ideen. So entschied ich mich, hierher zu wechseln und das Institut mit aufzubauen.
Wie kam es zu dieser ersten Widmungsprofessur?
Tom Henzinger: Als wir die Information über die 25 Millionen-Euro-Spende erhielten, dachte ich sofort daran, dass das genau der richtige Moment für die erste Widmungsprofessur am ISTA ist. Und Peter Jonas, ein international hoch angesehener Neurowissenschaftler, der Synapsen im Gehirn erforscht, ist ein hochverdienter erster Inhaber. Das Besondere an dieser Professur ist aber, dass sie nicht an eine Person gebunden ist. Wenn Peter in Pension geht, wird sie an einen anderen großartigen Forscher am ISTA weitergereicht werden. Einzige Bedingung ist, dass das Geld laut Magdalena Walz‘ letztem Willen der Forschung in den Life Sciences zugute kommt. Auf diese Weise ermöglicht Magdalena Walz mit ihrer großzügigen Spende nicht nur Spitzenleistungen in der Forschung, sondern wir setzen ihr auch ein Denkmal.
Magdalena Walz dürfte eine sparsame Frau gewesen sein, die eine hohe Affinität zur Technik hatte und kaputte Dinge gerne selbst reparierte. Das ist eine sympathische Parallele zu dir, Peter: Auch du probierst im Rahmen deiner Forschung immer wieder neue Techniken aus, entwickelst neue Geräte, um neue wissenschaftliche Durchbrüche zu ermöglichen, und reparierst auch kaputte Geräte. Das hätte Magdalena Walz sicher gefallen!
Peter Jonas: Für mich ist die Magdalena-Walz-Professur wirklich eine große Ehre, und ich bin besonders stolz darauf, der erste Inhaber dieser Widmungsprofessur zu sein. So genannte „named professorships“ sind in den USA üblicher als hier in Europa, und ich freue mich, dass wir als ISTA damit in Österreich eine Vorreiterrolle einnehmen. Für mich bedeutet das auf jeden Fall einen Schritt nach vorne in meiner Karriere, in den USA wäre das ein klassisches „step up“.
Was ich auch sehr schön finde ist, dass die Widmungsprofessur fast zeitgleich mit dem international sehr anerkannten Peter Seeburg Integrative Neuroscience Preis zusammenfällt, den ich letztes Jahr erhalten habe. Beides würdigt die Leistungen, die ich in der Vergangenheit erbracht habe, zeigt aber auch einer breiteren Öffentlichkeit, woran mein Team und ich arbeiten. Es ist ja nicht so, dass jeder in meinem privaten Umfeld genau versteht, woran ich forsche. Solche Anerkennungen wecken natürlich ein allgemeines Interesse, das es in dieser Art vorher vielleicht nicht gegeben hätte. Das ist ein schöner Nebeneffekt. Es ist nicht nur eine Win-Win-Situation, es ist eine Win-Win-Win-Situation. Für die Wissenschaft, für mich und für Magdalena Walz. Ihr Name wird unsterblich und sie hat etwas für die Ewigkeit geschaffen. Wer weiß, vielleicht gibt es in der Zukunft einen Magdalena-Walz-Professor, der einen Nobelpreis gewinnt? Das wäre die bestmögliche Würdigung der großzügigen Spende von Magdalena Walz.
Was bedeutet die Widmungsprofessur für Ihre Forschung?
Peter Jonas: Ein großer Teil meiner Forschung fällt in die Kategorie der „unmöglichen Experimente“. Viele Experimente sind aber nicht unmöglich, sondern nur scheinbar unmöglich. Man braucht gute Ideen, damit sie funktionieren. Aber selbst wenn man Ideen hat, gibt es oft eine große Barriere, sie auch umzusetzen. Deshalb lautet eines der Mottos unseres Labors: „Egal, wie unmöglich die Idee erscheint, probiere sie immer aus!“
Ich sehe die Spende von Magdalena Walz als eine sehr schöne Belohnung für diesen Ansatz und als Ermutigung, diese Strategie auch in Zukunft weiterzuverfolgen. Unmögliche Experimente zu machen kann sehr lohnend sein, wenn sie letztendlich funktionieren, aber auch sehr frustrierend, wenn sie eben nicht funktionieren. Die Magdalena-Walz-Professur wird mir, meiner Forschungsgruppe und der gesamten Life Sciences Forschung am ISTA dabei helfen, den Antrieb und die Motivation für diese Art von anspruchsvollen Experimenten aufrechtzuerhalten.
Was bedeutet die Widmungsprofessur für das Institut?
Tom Henzinger: Für mich ist es nicht nur eine immense materielle Unterstützung, sondern auch ein weiterer wichtiger Meilenstein für dieses junge Institut. Ich bin froh, dass das alles noch in meinem letzten Jahr als Präsident des ISTA passiert, das freut mich wirklich sehr. Wir betreiben nicht nur Forschung auf Weltklasseniveau, sondern versuchen auch im Bereich der Philanthropie uns an der ersten Liga zu orientieren. Hier wurden mit der Spende und der Magdalena Walz-Professur für Life Sciences Weichen für die Zukunft gestellt. Ich bin überzeugt, dass noch viele weitere Widmungsprofessuren folgen werden.
Die Unternehmerin Magdalena Walz hat dem Institute of Science and Technology Austria (ISTA) im Jahr 2021 testamentarisch eine Spende von 25 Millionen Euro zukommen lassen. Aus Dankbarkeit hat das Institut seine erste Widmungsprofessur nach ihr benannt: Der Neurowissenschaftler Peter Jonas, der seit 2010 am ISTA tätig ist, wurde zum „Magdalena Walz Professor for Life Sciences“ ernannt.