11. Dezember 2014
Drei neue Professoren und ein ERC-Preisträger
IST Austria Präsident Thomas Henzinger präsentiert erfolgreiche Wissenschafter • Bestellungen in den neuen Feldern der Festkörperphysik und Strukturbiologie
Am Donnerstagabend gab Präsident Thomas Henzinger drei neue Professoren und einen weiteren ERC-Preisträger bekannt: Die Festkörperphysiker Johannes Fink und Georgios Katsaros sowie der Strukturbiologe Leonid Sazanov erhöhen die Anzahl der ProfessorInnen auf 37. Der Computerwissenschafter Chris Wojtan wurde für sein Projekt „Big Splash: Efficient Simulation of Natural Phenomena at Extremely Large Scales“ mit einem ERC Starting Grant ausgezeichnet, womit nun 15 ERC-PreisträgerInnen – bei einer Gesamtzahl von 31 ProfessorInnen – am IST Austria tätig sind. (Katsaros verfügt ebenfalls über einen ERC Starting Grant, wird aber erst Anfang 2016 kommen). Henzinger: „Die Bestellungen und die ERC-Förderung verdeutlichen die anhaltende Attraktivität von IST Austria für außerordentlich talentierte Wissenschafter. Mit experimenteller Festkörperphysik und Strukturbiologie werden zwei weitere wichtige Forschungsfelder für das IST Austria erschlossen“.
Johannes Fink ist ein österreichischer Physiker, geboren am 21. Dezember 1981 in Bregenz. Er forscht im Bereich der Licht-Materie-Wechselwirkung mit supraleitenden Schaltkreisen und integrierten opto- und elektromechanischen Mikrostrukturen. Nach seinem Studium von 2002 bis 2007 an der Universität Wien wechselte er für seine Diplom- und Doktorarbeit ins Labor von Prof. Andreas Wallraff an der ETH Zürich. Dort gelang ihm der erstmalige Nachweis der geometrischen Phase (Berry-Phase) in einem elektrischen Schaltkreis. Im weiteren Verlauf seiner Doktorarbeit ging er einer Reihe von wichtigen Aspekten der resonanten Wechselwirkung zwischen Mikrowellenphotonen und supraleitenden Qubits auf den Grund. Unter anderem konnte er die nichtlineare Abhängigkeit der Kopplungsstärke zwischen einem supraleitenden Qubit und mehreren quantisierten Lichtteilchen spektroskopisch nachweisen. Dies wurde bereits in den 1960er Jahren mit dem Jaynes-Cummings-Modell für die Hohlraum-Quantenelektrodynamik vorausgesagt. Seit 2012 forscht Fink als Postdoc mit Oskar Painter am Institute for Quantum Information and Matter am California Institute of Technology in Pasadena. Fink wird sein Labor am IST Austria als Assistant Professor im Frühjahr 2016 in Betrieb nehmen.
Georgios Katsaros ist ein deutsch-griechischen Festkörperphysiker, geboren am 9. September 1976, der sich für selbstorganisierte Halbleiter-Nanostrukturen und deren elektronische Transporteigenschaften bei niedrigen Temperaturen interessiert. Er studierte Physik an der Universität von Patras (Griechenland) und ging dann an das Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung (Demokritos) in Athen, wo er sich mit Solarzellen befasste. Für seine Dissertation wechselte er 2002 zur Gruppe von Klaus Kern am MPI für Festkörperforschung in Stuttgart, wo er sich mit Oberflächenchemie beschäftigte. In seiner Dissertation untersuchte Katsaros strukturelle Eigenschaften von so genannten SiGe (also aus den Elementen Silizium und Germanium bestehenden) Stranski-Krastanov-Inseln: dreidimensionale kristalline Quantenpunkte, die durch das Wachstum von Germanium auf Silizium erzeugt werden können.
Als Postdoc wechselte er das Forschungsfeld, um in der Gruppe von Silvano De Franceschi am CEA Grenoble Transportmessungen bei niedrigen Temperaturen an derartigen SiGe Halbleiternanostrukturen durchzuführen. Ein zentrales Ergebnis war die Realisierung von Nanotransistoren auf der Grundlage dieses Materialsystems. Nachdem er sich als Gruppenleiter am Institute for Integrative Nanosciences (IIN) des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden mit der Entwicklung von neuen selbstorganisierten Ge-Nanostrukturen befasst hatte, ging Katsaros 2012 an die Johannes-Kepler-Universität in Linz (OÖ), wo sein Interesse als Gruppenleiter am Institut für Halbleiter- und Festkörperphysik dem elektronischen Transport durch Halbleiternanostrukturen bei niedrigen Temperaturen galt. Katsaros wechselt im Frühjahr 2016 als Assistant Professor an das IST Austria.
Leonid Sazanov, ein weißrussisch-britischer Strukturbiologe, geboren am 20. Oktober 1960, studierte Biophysik (B.Sc. und M.Sc.) an der Weißrussischen Staatlichen Universität in Minsk und absolvierte sein Doktorat am Institut für Biophysik an der Staatlichen Universität Moskau, wo er dann bis 1992 als Postdoc in der Gruppe von Sergei V. Zaitsev tätig war. Nach der Fortsetzung seiner Forschung in Gruppen an der Universität Birmingham (bei Baz Jackson) und am Imperial College in London (bei Peter Nixon) wurde Sazanov Mitarbeiter der Gruppe von Nobelpreisträger John E. Walker am MRC Laboratory of Molecular Biology in Cambridge. Seit 2000 ist er an der MRC Mitochondrial Biology Unit in Cambridge, wo er seit 2006 als fixer Gruppenleiter tätig ist.
Sazanovs Forschung zielt darauf ab, die Struktur und Funktion von Membranproteinen zu verstehen. Er konzentriert sich dabei auf die Bestimmung der Struktur einer sehr großen mitochondrialen Atmungskette namens “Komplex I”. Dieser “Komplex I” spielt eine zentrale Rolle bei der Zellatmung und dem Energiestoffwechsel. Mutationen in bestimmten Untereinheiten können zu einer Reihe von schweren Erkrankungen beim Menschen führen. Sazanov konnte in seinen Arbeiten die Gesamtstruktur des ersten Respiratorischen Komplexes der Atmungskette von “Komplex I” auf atomarer Ebene beschreiben. Bei dieser Struktur handelt es sich um den größten bisher aufgeklärten komplexen Proteinapparat. Sazanov wird im April 2015 als Professor an das IST Austria wechseln.
Chris Wojtan kam im Februar 2011 an das IST Austria. Der Assistent Professor setzt mathematische Methoden aus der Computerphysik und geometrische Techniken aus der Computergrafik ein. Eine der wichtigsten Leistungen seiner Forschungsgruppe betrifft die effiziente Behandlung topologischer Veränderungen mit verformbaren Netzen, die sich trennen und mischen. Damit lassen sich beispielsweise realistische Animationen von fließendem und spritzendem Wasser erzeugen. Der ERC Starting Grant ist mit € 1,5 Mio. für fünf Jahre dotiert und wird 2015 beginnen.