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7. Dezember 2023

Eine (Forschungs-)Flamme entfachen 2

Das Rotationsprinzip im PhD-Programm des ISTA

Die Graduate School am Institute of Science and Technology Austria (ISTA) bietet für seine PhD-Studierenden ein in Österreich einmaliges Programm an. Jede:r neue Student:in durchläuft im ersten Jahr eine Rotationsphase sowie fächerübergreifende Kurse. Das soll Doktorand:innen ermutigen, verschiedene Forschungsbereiche zu entdecken. Wie dieses Modell genau funktioniert und wie thermoelektrische Materialien zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen könnten, berichten uns die beiden PhD-Studentinnen Sofia Backlund und Christine Fiedler.

Sofia Backlund. Die Biologin interessiert sich für Populationsgenetik und ist Studierendenvertretung am ISTA.  Zurzeit schreibt sie an ihrem Projektantrag für das „Qualifying Exam“. © ISTA

Christine und Sofia, was hat euch eigentlich dazu veranlasst, euren PhD am ISTA zu starten?

Christine Fiedler: Ich bin auf Barbados geboren und aufgewachsen, habe aber auch österreichische Wurzeln. Nach meinem Bachelor in Chemie sowie Biochemie auf Barbados zog ich für meinen Master nach Österreich. Dort legte mir meine damalige Betreuerin ans Herz, mich für ein PhD-Studium am ISTA zu bewerben. Sie meinte, dass meine jetzige Gruppenleiterin, Maria Ibáñez, und ihre Forschung gut zu mir passen würden und es eine einzigartige Chance für mich wäre.

Sofia Backlund: Mir war eigentlich schon ganz früh bewusst, dass ich Forscherin werden wollte. Als ich dann zum ersten Mal etwas über Genetik lernte, machte es einfach Klick. Anfangs war ich mehr an der klassischen Laborarbeit interessiert, weshalb ich einen Bachelor in molekularen Biowissenschaften absolvierte. Allerdings vermisste ich die quantitativen und mathematischen Ansätze – also folgte ein Master in Biomathematik. Danach beschloss ich im Bereich der Populationsgenetik zu promovieren. Meine Betreuerin empfahl mir die Gruppe von Nick Barton und ich bewarb mich am ISTA.

Sofia, du bist ja gerade Vertreterin der Studierenden am ISTA. Kannst du uns ein paar Einblicke geben, wie das erste Jahr für neue Doktorand:innen aussieht?

SB: Liebend gerne. Für alle PhD-Student:innen beginnt die Reise am ISTA mit einer Orientierungsphase. Danach starten schon die ersten Praktika sowie spezifische Kurse. Außerdem absolviert man in dieser Zeit auch mindestens drei kurze, neunwöchige Forschungsaufenthalte in verschiedenen Gruppen des Instituts. Diese sogenannten „Rotationen“ sind eine Art Probezeit, bevor man sich auf eine Gruppe und ein Projekt festlegt. Auf diese Weise kann man herausfinden, ob der Arbeitsstil der verschiedenen Professor:innen und deren Gruppen zu einem passen. Für mich persönlich war diese Zeit besonders wertvoll, da ich mich noch nicht bereit fühlte, mich direkt in mein eigenes Forschungsprojekt zu stürzen.

Hast du Tipps für die Rotationen?

SB: Ein großer Vorteil ist es, alle Gruppen, für die man sich interessiert, bereits im Herbst oder noch vor Beginn des ISTA-Studiums zu kontaktieren, da sich die Rotationsplätze schnell füllen.

Du hast Praktika und Kurse erwähnt, wie kann man sich die vorstellen?

SB: Es gibt zum Beispiel einen zentralen Projektkurs, in dem man mit anderen PhD-Studierenden aus verschiedenen Bereichen über Wissenschaft und wissenschaftliche Artikel diskutiert. Es gibt aber auch einen Kurs, wo man alles Nötige der Fachrichtung, die man ausgewählt hat, lernt. Außerdem kann man auch Seminare aus den anderen Forschungsbereichen besuchen. Das bietet eine großartige Möglichkeit, neue Freunde zu finden und sein Wissen zu vertiefen, jedoch sollte man aber nicht zu viele davon einteilen und sich vor allem auf die Rotationen sowie die Forschung konzentrieren.

Was kommt nach den Rotationen?

SB:  Am Ende des ersten Jahres schließt man sich einer oder zwei Gruppen („co-affiliation“) an. Das ist auch der Zeitpunkt, an dem man an seinem eigenen Forschungsprojekt zu arbeiten beginnt und Vollzeitteil einer Gruppe wird. Ein halbes bis ein Jahr später, je nachdem, mit welchen akademischen Grad man sein PhD-Studium am ISTA begonnen hat, folgt dann das „Qualifying Exam“, bei dem man seinen Projektantrag vor einem Ausschuss verteidigen muss.

Christine Fiedler. Die PhD-Studentin befindet sich im vierten Jahr ihres Doktorats in der Forschungsgruppe von Maria Ibáñez, die sich auf funktionelle Nanomaterialien fokussiert.  © ISTA

Christine, die Gruppe von Maria Ibáñez beschäftigt sich mit Nanomaterialien, worum geht es denn konkret in deiner Forschung?

CF: Ich arbeite an thermoelektrischen Materialien, die Wärme in Strom umwandeln können und umgekehrt. Diese Technologie verspricht Vorteile für viele verschiedene Bereiche, zum Beispiel in der Energieerzeugung, im Transportwesen oder sogar in der Textilindustrie. Vor allem bietet sie uns aber die Möglichkeit, eine Welt zu schaffen, in der Wärme nicht länger ein Abfallprodukt, sondern eine wertvolle Ressource ist – ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltigere Zukunft.

Wie kann man sich das denn genau vorstellen?

CF: Ich konzentriere mich auf die Herstellung thermoelektrischer Materialien durch sogenannte „Lösungsmethoden“. Die Abstimmung der thermoelektrischen Eigenschaften ist jedoch wie eine Gratwanderung – man muss die Leitfähigkeit und den Wärmewiderstand ausbalancieren, um die Energieeffizienz zu maximieren. Auf diese Weise lässt sich der „Sweet Spot“ finden, an dem die Materialien ihren „Energieumwandlungstanz“ mit Präzision vollführen. Es ist nicht leicht, die maximale Leistung zu optimieren, ohne dabei an Stabilität zu verlieren.

Danke für den kleinen Abstecher in die Chemie. Zum Abschluss noch eine andere Frage: Was gefällt euch am meisten am ISTA-PhD-Studium?

CF: Ich genieße vor allem die Unterstützung und die Ressourcen, die einem hier am ISTA zur Verfügung stehen. Dazu gehört zum Beispiel die Betreuung durch meinen Gruppenleiter und meine Postdocs, die Möglichkeit, für Konferenzen in andere Länder zu reisen, die Verfügbarkeit von technischen Geräten und natürlich die vielen Möglichkeiten, mit unterschiedlichsten Kolleg:innen zusammenzuarbeiten.

SB: Ich liebe die ISTA-Community! Ich habe so viele tolle Freunde gefunden, sowohl in meiner Gruppe als auch in anderen Fachbereichen. Das ISTA bietet ein großartiges Umfeld sowohl für wissenschaftliche als auch für jede Menge soziale Interaktionen mit vielen verschiedenen Menschen.

PhD call 2024. Die Graduate School sucht hochqualifizierte Kandidat:innen, die sich für eine PhD-Stelle am ISTA bewerben möchten.© Nadine Poncioni / ISTA



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