30. Juli 2019
Wissenschaft an EU-Politik: Give CRISPR a chance!
Europaweites Open Statement: GMO-Gesetzgebung muss vereinfacht werden
Zahlreiche namhafte europäische WissenschafterInnen appellierten kürzlich an die EU, die Nutzung neuer präziser Zuchtmethoden zur Verbesserung von Kulturpflanzen zu vereinfachen. Dadurch soll eine nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion auch in Zeiten des Klimawandels und des Bevölkerungswachstums ermöglicht werden, heißt es in einer öffentlichen Stellungnahme an das neu gewählte EU-Parlament und die EU-Kommission. In Österreich haben das Statement neben dem IST Austria auch das Austrian Institute of Technology (AIT), die Universität für Bodenkultur (BOKU), sowie das Gregor Mendel Institut für Molekulare Pflanzenbiologie (GMI) und das CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) unterzeichnet.
Neue Genschere-Technik erlaubt präzise und effektive Züchtung von Nutzpflanzen
Der Appell kommt exakt ein Jahr nach einem umstrittenen Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH): Dieser hatte entschieden, dass auch mit Präzisionsmethoden wie CRISPR/Cas9 erzeugte Pflanzen als gentechnisch veränderte Organismen einzustufen sind. Damit fallen Kulturpflanzen selbst mit der Mutation einer einzigen Base durch die Genschere CRISPR/Cas9 unter die GVO-Gesetzgebung aus dem Jahr 2001. Sie sind dadurch in der EU einem aufwändigen und teuren Zulassungsverfahren unterworfen, das sich nur noch große multinationale Konzerne leisten können. Die ForscherInnen fürchten, dass Investitionen in Forschung in der EU zurückgehen und Züchtung durch kleinere Betriebe verhindert würden.
Gleichzeitig sind Pflanzen, die mit den weit weniger präzisen konventionellen Methoden der Genveränderung – zum Beispiel durch Chemikalien oder Bestrahlung – hergestellt wurden, von der Regulierung ausgenommen. Diese Mutationsverfahren erzeugen zufällige Variationen in den Genomen der Pflanze, die zu neuen Eigenschaften führen und seit langer Zeit in der menschengemachten Züchtung eingesetzt werden. Sie erfordern aber anschließend aufwändige, zeit- und kostenintensive Selektion und Rückkreuzungen, um die neuen Variationen von hunderten unerwünschten Mutationen zu trennen. „Neue Verfahren wie CRISPR/Cas9 erlauben die präzise Züchtung, bei der die gleichen positiven Genomveränderungen ohne begleitenden Genomschäden erzielt werden können“, so Ortrun Mittelsten Scheid, Gruppenleiterin am GMI.
Was ist CRISPR/Cas9?
CRISPR/Cas9 ist ein neues molekularbiologisches Verfahren, um DNA verschiedenster Organismen gezielt zu schneiden und zu verändern. Hinter CRISPR/Cas9 steckt dasselbe Prinzip wie bei natürlich vorkommenden Mutationen. Im Vergleich zu herkömmlichen aufwändigen Züchtungsmethoden, bei denen Bestrahlung oder Chemikalien zum Einsatz kommen, bietet diese Genome Editing-Methode den Vorteil, dass der Schnittpunkt ganz genau bestimmt werden kann. Somit können zum Beispiel einfach und effizient Nutzpflanzen gezüchtet werden, die resistent gegen Hitze, Trockenheit oder bestimmte Krankheitserreger sind.
Globale Herausforderungen erfordern Anpassung veralteter Gesetzgebung
Die Weltbevölkerung wächst, und zahlreiche Pflanzenarten sind durch den Klimawandel mit längeren Phasen der Trockenheit bedroht. Die unterzeichnenden Organisationen fordern daher eine Anpassung der veralteten GVO-Gesetzgebung und Harmonisierung mit anderen Staaten, um auch kleineren Forschungsinstituten und Produzenten in der EU die Züchtung zu erleichtern. Dies sei ein wichtiger Beitrag Europas zur Nahrungssicherheit und zu den auch von der UNO formulierten Zielen (Sustainable Development Goals).
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Mehr Information
“Die neue Gen-Revolution: Was man zu CRISPR/Cas wissen sollte” (Transparenz Gentechnik)
yourgenome.org (Wellcome Genome Campus)
International Service for the Acquisition of Agri-biotech Applications (ISAAA)