8. April 2021
Wie man Professor_in am IST Austria wird
Es kann schwierig sein, eine permanente Stelle in der Wissenschaft zu finden, doch das IST Austria bietet ein System, das langfristiges Planen ermöglicht.
Der Weg durch eine akademische Karriere ist oft verschlungen. Wissenschafter_innen wechseln alle paar Jahre ihren Arbeitsplatz und damit oft die Stadt oder sogar das Land, in dem sie leben. Das kann zwar aufregend sein, führt aber auch oft zu Problemen bei der langfristigen Planung von Forschungsprojekten und ihrem persönlichen Leben. Das Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) möchte diese Probleme mit einem eigenen System lösen.
Sich in der Wissenschaft zu etablieren, kann ein steiniger steiler Weg sein. Wissenschafter_innen sind begeistert von ihrem Forschungsgebiet und dessen Herausforderungen, seien es menschliche Zellen oder Quantencomputer, doch können die profanen Aspekte der Karriereplanung Schwierigkeiten bereiten. Viele wissenschaftliche Stellen im aktuellen Karrieresystem sind nur befristet und eine feste Stelle als Professor_in zu finden, kann sehr lange dauern.
Das Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) verwendet ein sogenanntes „Tenure-Track-System“ zur Erlangung einer Professur, welches wissenschaftliche Freiheit mit Sicherheit bei der Karriereplanung verbindet. Martin Loose und Johannes Fink sind über dieses System nun ordentliche Professoren am IST Austria geworden. Für beide war es ein langer Weg bis zu dieser Festanstellung.
Immer in Bewegung
Nach dem Bachelor- und Masterstudium und einem Doktorat setzen die meisten Wissenschafter_innen ihre Karriere mit mehreren kurzen Postdoc-Positionen an verschiedenen Institutionen fort. „Nach meiner Promotion und einem kurzen Postdoc in Dresden ging ich für einen weiteren Postdoc an die Harvard Medical School in die USA, bevor ich zum IST Austria kam“, erzählt Martin Loose über seinen Karriereverlauf. „Während einer befristeten Stelle fängt man schnell an, schon an die nächste zu denken und es wird schwieriger, sich voll auf das aktuelle Forschungsprojekt zu konzentrieren.“
Johannes Fink hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Er wuchs in Vorarlberg auf, studierte zuerst Physik in Wien und wechselte dann an die ETH Zürich in die Schweiz, um dort seine Masterarbeit zu schreiben, zu promovieren und schließlich eine Postdoc-Stelle anzutreten. „Sowohl an der ETH Zürich als auch später für eine Postdoc-Stelle am Caltech war ich Teil einer Gruppe, die eine neue Forschungsumgebung aufgebaut hat“, sagt er. „Ich war froh, dass ich dazu beitragen konnte, dort etwas aufzubauen, aber als ich für meine nächste Stelle fortgehen musste, konnte ich nicht an den Vorteilen der langfristigen Planung von und den Investitionen in wissenschaftliche Einrichtungen und Teams teilhaben.“
Während befristete Positionen in der Wissenschaft Forscher_innen dazu ermutigen, in der Welt umherzuziehen und neue Erfahrungen zu sammeln, bringen sie Schwierigkeiten für die langfristige Planung ihres beruflichen und persönlichen Lebens mit sich, denn der Umzug in eine andere Stadt oder sogar in ein anderes Land kann für sie und ihre Familien enormen Stress bedeuten.
Auf dem Weg zur Professur
Das Tenure-Track-System des IST Austria kombiniert Elemente sowohl des amerikanischen als auch des europäischen akademischen Karrieresystems. Forscher_innen können eine unbefristete Stelle über ein vorgegebenes Evaluierungsverfahren erreichen. Sie beginnen als Assistenzprofessor_innen und werden nach sechs Jahren Forschung von einem Gremium aus internationalen Expert_innen ihres Fachs evaluiert und können damit die feste Stelle als Professor_in erreichen.
Eine Besonderheit dieses Systems im Gegensatz zu traditionelleren österreichischen akademischen Karrieresystemen ist, dass Wissenschafter_innen schon während ihrer Arbeit als Assistenzprofessor_innen von Anfang an sehr unabhängig in ihrer Forschung sind und eine eigene Forschungsgruppe leiten. Auch einige andere Institutionen in Österreich und Europa übernehmen das amerikanische Tenure-Track-System. Allerdings müssen vielerorts mehrere Assistenzprofessor_innen um eine Professur konkurrieren. Am IST Austria erhalten alle die Chance, eine volle Professur zu erhalten. Die Auswahl basierend auf der Exzellenz ihrer Forschung findet schon am Anfang bei der Bewerbung für die Tenure-Track-Position statt.
Das System ermöglicht es den jungen Gruppenleiter_innen, sich auf eine langfristige Perspektive sowohl in ihrer Forschung als auch in ihrem persönlichen Leben zu konzentrieren. Für viele ist das ein großer Pluspunkt bei der Auswahl einer neuen Stelle. Martin Loose bestätigt das: „Das Tenure-Track-System und sein Fokus auf langfristige Planung am IST Austria war einer der Gründe, warum ich mich für diese Stelle entschieden habe.“ Johannes Fink stimmt zu: „Nachdem ich in den USA gearbeitet hatte, wollte ich zurück nach Europa kommen. Die Unabhängigkeit und Verantwortung, die man am IST Austria schon früh bekommt, war da sehr attraktiv.“
Das IST Austria möchte Wissenschafter_innen in ihrer Arbeit stärken, um ein unterstützendes und produktives Umfeld zu schaffen und exzellente Forschung zu ermöglichen. Während es immer noch Probleme mit dem System der befristeten Stellen auf allen Karrierestufen im akademischen Bereich gibt, adaptiert das Tenure-Track-System am IST Austria Aspekte sowohl aus dem europäischen als auch aus dem amerikanischen System, um die bestmögliche Forschungsumgebung zu schaffen. Es ermöglicht Forscher_innen, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren und bietet auch ein attraktives Umfeld für ihre Familien.
64 Gruppenleiter_innen starteten am IST Austria. Unter ihnen:
18 Gruppenleiter_innen mit einer unbefristeten Stelle (Professor_in).
46 Gruppenleiter_innen mit einer Tenure-Track-Stelle (Assistenzprofessor_in).
19 Assistenzprofessor_innen wurden schon zu Professor_innen befördert.
Die durchschnittliche Dauer einer Tenure-Track-Stelle beträgt etwa 5 Jahre.
Die jüngste Assistenzprofessorin begann ihre Tenure-Track-Stelle mit 28 Jahren und der jüngste Kandidat mit einer positiven Tenure-Track-Evaluation war 34 Jahre alt.