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30. März 2020

Alle für alle: IST Austria startet Corona-Tagebuch als Citizen Science Projekt

Das Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) initiiert ein interdisziplinäres Projekt mit Hilfe von Citizen Science zur Erfassung und Analyse sozialer Interaktionen während der Corona-Krise.

CoKoNet

Welche Folgen wird die Reduktion der sozialen Kontakte auf unser Leben haben, heute und in Zukunft? Diese Frage stellen sich Wissenschaftler*innen am IST Austria und laden die Öffentlichkeit dazu ein, an der Erforschung mitzuwirken, indem sie online unter cokonet.pages.ist.ac.at ein Corona-Tagebuch anlegen.

Derzeit bekämpft die Welt eine Epidemie, die unseren Alltag erheblich verändert. Das oberste Ziel ist es, die Virusübertragung zu bremsen. Dies geschieht vor allem durch Verhaltensänderungen und Social Distancing, oder besser: Distant Socializing mit Hilfe digitaler Medien. Diese plötzliche Veränderung beeinflusst neben der Ausbreitung der Krankheit die beruflichen und privaten Kontaktnetzwerke von uns allen. Wie stark wir die verschiedenen Bereiche unseres Zusammenlebens mit digitalen Kontakten ersetzen können, wollen oder müssen, und wie diese Veränderungen auch über die akute Krise hinaus unsere Kontaktnetzwerke verändern, untersucht das IST Austria in einem umfragebasierten kollektiven Tagebuch-Projekt namens CoKoNet (Corona Kontakt Netzwerk).

Entwickelt wurde das Projekt von Team von Wissenschaftler*innen des IST Austria – darunter Evolutionsbiolog*innen, Daten- und Computerwissenschaftler*innen. Mit Hilfe der Öffentlichkeit soll nun in einem fortlaufenden digitalen Tagebuch die Veränderung unserer sozialen Interaktionen über die Zeit hinweg über alle Altersstufen (14+) dokumentiert werden. Die, im Rahmen der Doktorandenausbildung des IST Austria – natürlich anonym – ausgewerteten Daten werden dann im Rahmen des IST Austria Science Communication und Education Programms der Öffentlichkeit vorgestellt.

In den letzten Wochen hat die Wissenschaft ihre Bedeutung bei der Einschätzung und Bekämpfung der Pandemie unter Beweis gestellt. Die Unterstützung der Gesellschaft ist jedoch ebenso entscheidend: „Die derzeitige Situation lässt sich als großes Experiment interpretieren, das darauf abzielt, die Virusübertragung durch eine Änderung unseres Verhaltens zu minimieren. Eine Herausforderung, die nur die Gesellschaft als Ganzes bewältigen kann“, verdeutlicht IST Austria Präsident Thomas Henzinger. Der Ansatz, die Veränderungen unseres Verhaltens aufzuzeichnen und zu verstehen, könne einen Vorteil bei der Bekämpfung künftiger Epidemien bringen: „Als Forschungsinstitut machen wir das, was wir am besten können: Daten sammeln, analysieren und für die Zukunft aufbereiten“, so Henzinger.

Die derzeitige Epidemie zeigt auf, dass solche Herausforderungen heute und in Zukunft nur durch ein Zusammenwirken vieler wissenschaftlicher Disziplinen möglich ist; von der Medizin bis hin zu Verhaltensbiologie, Immunologie, Datenanalyse unter Berücksichtigung des Datenschutzes, und der mathematisch Simulation von Epidemien, bis hin zur molekularen und strukturellen Aufklärung der Krankheitserreger. Am IST Austria arbeiten Arbeitsgruppen in mehreren dieser Disziplinen, unter anderem Professorin Sylvia Cremer, die als Verhaltensbiologin und evolutionäre Immunologin daran forscht, wie Ameisen als soziale Insekten Krankheiten bekämpfen: „Wenn sie mit einem Krankheitserreger in Kontakt kommen, verringern die direkt betroffenen Tiere, aber auch die Tiere, die normalerweise mit ihnen interagieren, ihre Sozialkontakte zur restlichen Kolonie. So stoppen sie Krankheitsausbreitung. Dieses soziale Immunsystem ergänzt das persönliche Immunsystem eines jeden Gruppenmitglieds, und wirkt schon, bevor sich eine Ameise überhaupt angesteckt hat. Ameisen praktizieren das seit Millionen von Jahren. Wir sehen nun auch, wie erfolgreich wir es als Mensch einsetzen können“, so Cremer.

Jede*r Bürger*in kann an der CoKoNet-Umfragestudie über die Webseite cokonet.pages.ist.ac.at teilnehmen . Die Wissenschaftler*innen haben einen Fragebogen erstellt, der zunächst die Veränderung unserer Leben in den letzten Wochen erfassen wird und dann während der gesamten Dauer der Pandemie regelmässig, am besten 2mal pro Woche ausgefüllt werden sollte. Das Ausfüllen des Fragebogens ist schnell und unkompliziert, um den Aufwand für alle Teilnehmenden zu minimieren. Die Fragen drehen sich um alltägliche Aktivitäten in Beruf und Privatleben wie soziale Interaktionen, Reisen, Sport und deren Veränderungen. Aufgrund des privaten Charakters der Umfrage sind Datenschutz und Privatsphäre von größter Bedeutung. Die Teilnehmenden können jedoch ihre Entwicklung in einem persönlichen Tagebuch verfolgen. Darüber hinaus werden alle gesammelten anonymen Daten für die Durchführung von Workshops in Schulen und im Rahmen des des Science Communication und Education Programms von IST Austria verwendet.

Dieses Projekt hängt entscheidend von der Unterstützung der Öffentlichkeit ab. Thomas Henzinger: „Wir laden alle ein, an diesem Projekt teilzunehmen. Diesmal ist es nicht alle für einen, sondern alle für alle. Mit CoKoNet könnten wir wichtige Erkenntnisse liefern, die zu besseren Strategien in der Zukunft führen.“

Link zur CoKoNet Website: https://cokonet.pages.ist.ac.at/

Zugehöriges Video auf YouTube ansehen

Eine Nachricht von Thomas Henzinger



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