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20. Juni 2024

Wittgenstein-Preis 2024 für Jiří Friml

Zellbiologe am ISTA erhält höchstdotierten Wissenschaftspreis Österreichs

Österreichs bedeutendster Wissenschaftspreis geht erneut an einen Forschenden des Institute of Science and Technology Austria (ISTA): Der Wissenschaftsfonds FWF zeichnet auf Empfehlung einer internationalen Fachjury den Zellbiologen Jiří Friml mit dem FWF-Wittgenstein-Preis aus. Friml, seit 2012 Professor am ISTA, ist die fünfte Person am Institut, die diese Auszeichnung erhalten hat. Damit einher geht ein Preisgeld von heuer 1,7 Millionen Euro für weitere Grundlagenforschung.

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FWF Wittgenstein Preisträger Jiří Friml. © FWF/Luiza Puiu

Wissenschaftsminister Martin Polaschek und FWF-Präsident Christof Gattringer übergaben heute den mit 1,7 Millionen Euro dotierten FWF-Wittgenstein-Preis an Jiří Friml, der damit seine Forschung auf globalem Spitzenniveau weiter vorantreiben kann. Der tschechische Wissenschafter forscht seit Jahren sehr erfolgreich zur universellen Bedeutung des Pflanzenhormons Auxin. Dieses ist zentral dafür wie sich Pflanzen an ihre Umwelt anpassen.

„Der Preis ist eine große Auszeichnung für mich und mein Team“, so Jiří Friml in einer ersten Reaktion. „Er bestärkt uns, unseren wissenschaftlichen Weg weiterzuverfolgen, und gibt uns gleichzeitig die Möglichkeit, auch etwas radikal Neues auszuprobieren. Beides ist zentral für erfolgreiche Forschung. Der FWF-Wittgenstein-Preis gibt mir und meiner Gruppe am ISTA die Möglichkeit, weiter an sehr grundlegenden Fragen dazu, wie Pflanzen ihr Wachstum steuern, zu forschen. Wir fokussieren uns auf neue Ansätze, um Methoden der Zell- und Entwicklungsbiologie, Genetik, Biochemie und Bioinformatik zu kombinieren“, so Friml weiter.

5 Preisträger:innen am ISTA

„Jiří Friml beschreitet mit seiner Forschung immer neue Wege. Er erforscht mit seiner Gruppe am ISTA Mechanismen, wie sich Pflanzen an ihre Umwelt anpassen. In seinen wegweisenden Arbeiten hat er so die universelle Bedeutung des Hormons Auxin in Pflanzen entdeckt“, betont Martin Hetzer, Präsident des Institute of Science and Technology Austria (ISTA). „Mit Jiří Friml haben wir bereits fünf FWF-Wittgenstein-Preisträger und -Preisträgerinnen am ISTA. Die Auszeichnung ist für uns ein weiteres Signal, dass unser Fokus auf neugiergetriebene Grundlagenforschung der richtige Weg ist.“

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Jiří Friml ist der fünfte FWF Wittgenstein Preisträger am ISTA. © FWF/Luiza Puiu

Die früheren Preisträger:innen am ISTA sind Computerwissenschafter und ISTA Gründungspräsident Thomas Henzinger (2012), Neurowissenschafter Peter Jonas (2016), Mathematiker Herbert Edelsbrunner (2018), und zuletzt Computerwissenschafterin Monika Henzinger (2021), welche sich im Schwerpunkt mit effizienten und anonymisierenden Algorithmen beschäftigt.

Vorreiter in der Grundlagenforschung

Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, erklärt im Rahmen der Preisverleihung: „Durch seine bahnbrechende Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Zellbiologie hat Jiří Friml wesentlich zum Fortschritt in seiner Disziplin und zum besseren Verständnis der Mechanismen hinter dem Wachstum von Pflanzen beigetragen. Ich gratuliere herzlich zur verdienten Auszeichnung mit dem FWF-Wittgenstein-Preis. Der hochdotierte Wissenschaftspreis rückt jedes Jahr herausragende österreichische Forschende ins Rampenlicht und würdigt ihre exzellente Arbeit vor einer breiten Öffentlichkeit. Zudem ermöglicht er den Preisträgerinnen und Preisträgern bestmögliche Flexibilität und eine Vertiefung ihrer Forschung. Damit schaffen wir ideale Rahmenbedingungen für weitere bahnbrechende Erkenntnisse in der Grundlagenforschung“.

Auch FWF-Präsident Christof Gattringer würdigt den diesjährigen Preisträger.  „Mit Jiří Friml zeichnet die internationale Jury einen Vorreiter der Grundlagenforschung aus, der bisher unentdeckte Mechanismen erforscht, wie Pflanzen ihr Wachstum steuern. Seine Arbeiten besitzen außerordentlichen Pioniercharakter und lassen uns tief in die evolutionäre Entwicklung der Pflanzenwelt blicken. Die Auszeichnung markiert einen weiteren Meilenstein in einer bemerkenswerten wissenschaftlichen Laufbahn, die auch zukünftig vielversprechende neue Erkenntnisse erwarten lässt.“

Jiří Friml: Entdecken, wie Pflanzen ihr Wachstum steuern

Jiří Friml leitet die Forschungsgruppe „Pflanzliche Entwicklungs- und Zellbiologie“ am Institute of Science and Technology Austria (ISTA). Der Biochemiker, Zellbiologe und Genetiker studierte in Brünn, Köln und Tübingen. Er hielt Professuren an der Universität Göttingen, am Vlaams Instituut voor Biotechnologie und an der Universiteit Gent, bevor er 2012 ans ISTA wechselte. Zu seinen zahlreichen wissenschaftlichen Auszeichnungen gehören zwei ERC Advanced Grants, die er 2017 und 2024 erhielt. 2015 wurde er mit dem Erwin-Schrödinger-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet. Aktuell leitet Friml das FWF-Projekt „Guanylatcyclasen-Aktivität der Auxinrezeptoren TIR1/AFBs“. 

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Friml und seine Forschungsgruppe kombinieren Zell- und Entwicklungsbiologie, Genetik, Biochemie und Bioinformatik, um Auxin-Transport, Auxin- Signalwege, Zellpolarität und weitere Mechanismen zu erklären. © FWF/Luiza Puiu

Die von Jiří Friml geleitete Forschungsgruppe ist auf die Erforschung des Pflanzenhormons Auxin spezialisiert. Die pflanzeneigenen Verbindungen regulieren Wachstum und Umweltanpassung der Pflanzen, indem sie auf äußerliche Reize wie Licht oder Temperatur reagieren. Friml und Kolleg:innen kombinieren Methoden aus der Zell- und Entwicklungsbiologie, Genetik, Biochemie und Bioinformatik, um Auxin-Transport, Auxin- Signalwege, Zellpolarität und weitere Mechanismen der Anpassung der Pflanze zu erklären.

Pflanzen sind in ihrer Umgebung verwurzelt und haben kein Nervensystem, um Informationen aus der Umwelt zu verarbeiten. Dadurch haben sie eigene Umweltanpassungs- und Überlebensstrategien entwickelt. Jiří Friml und sein Team haben entdeckt, dass das Pflanzenhormon Auxin das wichtigste und universellste Signal für die Informationsvermittlung zwischen Pflanzenzellen ist. Der Auxin-Signalweg integriert sowohl endogene Signale als auch Signale aus der Umwelt und übersetzt sie in eine Entwicklungsveränderung je nach Zelltyp. Das Auxin-Signal kann also Wachstum der Wurzeln nach unten und der Sprossen nach oben oder zum Licht auslösen, sowie die Herausbildung neuer Organe wie Blüten und Blätter – oder sogar das Wachstum stoppen. Diese Erkenntnisse könnten in Zukunft Anwendung in der Landwirtschaft finden und diese effizienter und nachhaltiger gestalten. So könne man die gezielte Steuerung des Auxin-Signalwegs zum Beispiel nutzen, damit Nutzpflanzen auf dem Feld ihre Energie nicht für den gegenseitigen Wettbewerb, sondern für das eigene Wachstum nutzen.

Jurybegründung: Bahnbrechende Beiträge zur Zellbiologie

Die Wittgenstein-Jury besteht aus 13 Spitzenforscher:innen, darunter finden sich mit Bruce Beutler (Physiologie/Medizin) und Stefan Hell (Chemie) auch zwei Nobelpreisträger. Vorsitzende der Jury ist Janet Wolff, University of Manchester. Die Jury begründet die Auswahl des ISTA Professors wie folgt:

 „Jiří Friml ist ein Pionier auf dem Gebiet der Pflanzenbiologie, insbesondere in der Frage, wie das Hormon Auxin als das wichtigste koordinative Signal zur Regulierung von Pflanzenwachstum und -entwicklung funktioniert. Dank seiner Arbeiten verstehen wir heute, wie Auxin das gezielte Wachstum von Pflanzenorganen wie Wurzeln steuert. Seine Arbeiten prägen den aktuellen Stand der Forschung und bieten der Pflanzenbiologie neue Perspektiven. Mit der Verleihung des FWF-Wittgenstein-Preises an Jiří Friml ehrt Österreich einen der kreativsten Forscher auf einem Gebiet, in dem Österreich eine führende Rolle spielt. Er ist eine treibende Kraft in der globalen Pflanzenbiologie“.

FWF-Wittgenstein-Preis: Österreichs höchstdotierter Wissenschaftspreis

Der FWF-Wittgenstein-Preis richtet sich an exzellente Forscher:innen aller Fachdisziplinen. Die mit 1,7 Millionen Euro dotierte Auszeichnung unterstützt die Forschung des:der Preisträger:in und garantiert Freiheit und Flexibilität bei der Durchführung. Forschende können so ihre Forschungstätigkeit auf international höchstem Niveau vertiefen.

Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie vergab der FWF neben dem Wittgenstein-Preis auch acht FWF-START-Preise.



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